Interview mit der saarländischen BM Formation Graugeist

Seelenfeuer: Ich grüße Dich! Erst vor wenigen Tagen ist das erste Lebenszeichen von Graugeist „Heaven Denies“ erschienen. Wie kam es zur Gründung von Graugeist? Worin siehst du deine musikalischen Wurzeln?

Hallo, erstmal vielen Dank für die Interesse und die Einladung für das Interview. Die Idee zur Gründung eines Solo Projektes kam mir gegen 2018. Ich hatte mir damals etwas Recording Equipment zugelegt und hatte einfach Lust wieder etwas in die klassischere und ( für meinen Geschmack ) rauere Black Metal Richtung zu gehen. Jedoch war ich mir noch nicht sicher, ob ich tatsächlich eine neue Band dazu gründen soll. Ich hatte für eine mögliche Northern Hate Reunion damals 5 Lieder in diesem Stil geschrieben. Als diese jedoch nicht zu Stande kam, war ich entschlossen genug es einfach allein zu probieren und rief schließlich MIRAI ins Leben. 3 der Lieder fanden dann Ihren Platz auf der Makkura EP und die anderen beiden sind Teil der neuen Scheibe geworden.

Erstes Lebenszeichen ist bei „Heaven Denies“ nicht so ganz richtig, denn bevor die Band Graugeist hiess, gab es eine erste EP unter anderem Bandnamen! Warum hast du die Band in Graugeist umbenannt?

Ich war leider zu naiv, was die Benennung der Band anging. Mir war bewusst, dass man diesen Namen in der 
Welt des Metals natürlich auch mit Mirai Kawashima und SIGH in Verbindung bringt, jedoch nicht wie viele 
Künstler anderer Genres und auch Produkte fernab der Musik diesen Namen tragen. Gerade bei Streaming 
Plattformen hatte ich einige Arbeit die EP auf einen neuen Künstlerkanal zu bekommen und auch das Finden 
der Band auf Social Media war nahezu unmöglich, daher entschied ich mich die Band umzubenennen.
Zwar habe ich gesehen, dass der Name Graugeist bzw. Grau Geist bereits bei GoT existiert und natürlich auch
bei Bungo Stray Dogs, jedoch hält es sich ansonsten in Grenzen.

Erläutere doch mal, ob es bei „Heaven Denies“ ein lyrisches Konzept gibt? Wie sind die Songs 
entstanden? Sind deine Texte eher persönlicher Natur oder eher Allgemein gehalten?


Ein lyrisches Konzept war ursprünglich nicht geplant. Ich hatte die Texte für „Forward the Doom“ und „Heaven Denies“ weit vor den anderen geschrieben und wollte, ähnlich wie bei dem musikalischen Aspekt,
alles etwas rauer und vor allem weniger philosophisch oder tiefgründig gestalten.
Das Thema der ersten beiden Lieder ist daher ein klassisch biblisches Setting. Die Rache und Rebellion der Gefallenen gegen das Himmelreich. Das Setting wandelt sich jedoch durch „The Nail“. Trauma und Wahnvorstellungen tauchen die vorangegangenen Lieder in ein neues Licht. Und zwar ein Weltliches.
So bleibt es jedem selbst überlassen in welchem Licht man die vorherigen und danach folgenden Texte sehen will, ob es sich bei „The Nail“ um die Kreuzigung, Wiederauferstehung und somit um die Niederlage des „Bösen“ handelt. Die erneute Verbannung in ein mentales Nichts der Hölle oder ob es sich doch um den vorangegangenen Kampf und Wahnsinn der inneren Dämonen oder das Trauma eines tatsächlichen Krieges.
Gelöst durch Lobotomie und gefolgt vom Verlust seiner selbst und dem Dahinvegetieren in einer Einrichtung.
In der Regel halte ich alle Texte allgemein. Das Erschaffen einer Geschichte und Handlung steht bei mir eher im Fokus. Natürlich fließen immer auch persönliche Sachen mit ein. Gerade bei IMMORIOR stehen diese
meist über dem Kreieren einer Handlung. Das ist wirklich von Album zu Album unterschiedlich.

Wie zufrieden bist du im Nachhinein mit „Heaven Denies“ in Bezug auf die Produktion usw.? Würdest
du im Nachhinein etwas ändern?

Im Nachhinein fällt mir immer etwas auf, das man hätte anders oder besser lösen können. Aber das sind
meist nur Kleinigkeiten. Ich bin im Ganzen sehr zufrieden mit dem Sound der EP und bin angespornt es für
die nächste Veröffentlichung noch zu verfeinern.
Bei den anderen Bands regelt Nordmann das Mischen und Mastern der Sachen in unsrem Studio. Daher ist
vieles für mich noch Neuland, gerade weil ich bei mir zuhause ein ganz anderes und minimalistischeres
Setting habe.

Beschreibe doch mal wie ein Song für Graugeist entsteht, zumal du ja noch in weiteren Bands aktiv bist? Was sind die Unterschiede der Bands? Bist du ein kleiner Diktator, der nur sehr ungern das Heft aus der Hand gibt?


Die Herangehensweise ist bei mir, unabhängig der Band, immer gleich. Ich habe meistens schon eine klare 
Idee im Kopf und versuche diese dann auf die Gitarre zu übertragen. Danach übertrage ich das wiederum in 
Guitar Pro und baue dort die Idee samt anderen Instrumenten aus. Manchmal lasse ich den Schritt mit der 
Gitarre sogar weg. So läuft das schon seit über 15 Jahren. Nordmann schreibt im Übrigen genauso.
Wir schreiben so gut nie an einem Lied zusammen, sondern jeder schreibt seine Lieder komplett fertig und 
wir sammeln diese. Erst wenn es dann Richtung Albumaufnahme geht, setzen wir uns zusammen und 
schauen über die Lieder. Wir bringen Vorschläge ein und ändern auch hier und da etwas an dem Lied des 
anderen. Aber das läuft sehr entspannt und kompromissfreudig, da wir beide fast immer die gleichen 
Vorstellungen teilen. 95% des Liedes bleiben eigentlich so wie es angedacht war. Oft fügen wir während des 
Aufnahmeprozesses noch Ideen hinzu, aber auch das sind meistens nur Kleinigkeiten.
Die einzige Ausnahme ist Forloren. Das ist eine Melodic Death Metal Band, in der ich spiele. Hier proben wir 
die Lieder oft durch, ändern mal ganze Abläufe und streichen Passagen oder editieren sie im Proberaum 
hinzu. Aber auch das läuft entspannt. Ich persönlich habe mich bei noch keiner Band als Bandleader gesehen. Ich stehe hinter dem, was ich geschrieben habe und meiner Vorstellung davon und würde ein Lied nie so verändern, dass es mir nicht mehr gefällt, aber ich bin durchaus für Ideen und Änderungen offen.
Bei Graugeist entfallen all diese Schritte und so ändere ich höchstens bei der Aufnahme noch etwas ab.
 

Graugeist ist ein Soloprojekt von dir! Hast du darüber nachgedacht weitere Musiker in die Band zu 
holen?

Darüber habe ich tatsächlich schon nachgedacht, jedoch mehr im Sinne von Aushelfen bei den Aufnahmen. 
Zum Beispiel extern ein echtes Schlagzeug einspielen zu lassen, oder meine Gitarrenspuren bei uns im 
Studio reampen zu lassen. Ansonsten würde ich es so lassen wie es momentan ist. Ich habe das Projekt 
gegründet damit ich in meinem Tempo, wie und wann immer ich möchte, arbeiten kann und das am liebsten 
im eigenen kleinen Kämmerlein. Völlig zwang- und kompromisslos. Feste Mitglieder ins Boot zunehmen 
würde der Grundidee widerstreben.

Wie beurteilst du die BM Szene im Saarland, fühlst dich der BM Szene überhaupt zugehörig?

Ich finde wir haben hier eine sehr lebendige Szene. Viele gute Bands, neue und alte aus allen Teilen unseres 
kleinen Bundeslandes. Wir haben tolle Labels wie Dominance of Darkness und Narbentage Produktionen und auch immer wieder kleinere In -und Outdoor Festivals. Man kennt sich untereinander und hat gefühlt mit jedem in irgendeiner Art zusammengearbeitet. Ich fühle mich der Szene hier schon zugehörig und denke ich trage auch einen gewissen Teil dazu bei, auch wenn es nur ein kleiner Anteil ist.


Könntest du dir vorstellen mit einer deiner Bands Liveauftritte zu absovieren, oder ist eine 
Bühnenpräsenz für dich nicht wichtig?

Für mein persönliches Seelenheil ist mir Bühnenpräsenz nicht wichtig. Es ist zudem kein Ort, an dem ich 
mich sonderlich wohl fühle. Andererseits unterschätze ich nicht die Wichtigkeit von Auftritten, um eine Band 
voranzutreiben. Ich schließe es grundsätzlich nicht aus, habe aber momentan keine Interesse Graugeist 
bühnentauglich zu machen.

Die Corona Pandemie ist vorüber und manche Band hat die Zeit genutzt um neue Songs zu schreiben. 
Was ist in naher Zukunft mit Graugeist geplant, oder stehen jetzt erstmal die anderen Bands im Vordergrund?


Der Songwriting Prozess ist im vollen Gange. Ich hätte schon genug Material, um eine neue EP 
rauszubringen, jedoch möchte ich als nächstes Graugeist Werk ein komplettes Album releasen.
Zeitgleich bin ich mit Nordmann dran, unser Studio wieder auf Vordermann zu bringen und auch hier steht eine neue Aufnahme bevor. Auch mit FORLOREN sind wir gerade die Instrumentenspuren für ein Album am Aufnehmen. Das wird also alles ein wenig parallel ablaufen

In der heutigen Zeit sind soziale Netzwerke kaum noch weg zu denken. Wie wichtig sind Facebook und
Co. für kleinere Bands wie Graugeist? Wie wichtig sind für Dich Rezensionen oder Interviews von Magazinen wie Seelenfeuer?


Soziale Netzwerke sind ja nicht mehr wegzudenken. Ich denke es sind auch wichtige Werkzeuge in unserer
heutigen Zeit, aber ich tue mir immer ein wenig schwer damit. Zumindest in der Zeit zwischen den
Veröffentlichungen, da ich wenig Infos interessant genug finde, um diese zu posten. Ich nutze es daher eher
sporadisch im Vergleich zu Bands die Live aktiv sind und daher auch viel Onlinefähiges Material haben.
Rezensionen, zumindest diese bei denen ich das Gefühl habe, dass der Schreiber sich die CD tatsächlich durchgehört hat, sind mir eher wichtig., Ich mag das natürlich das Feedback und was andere über das eigene Werk denken, oftmals sind Reviews auch der einzige Rückkanal hierfür.


Zum Abschluss noch ein paar Begriffe und was dir dazu in den Sinn kommt:


Bitburger oder Karlsberg Urpils:
Geprägt durch meinen Freundeskreis tatsächlich Bitburger. Ich trinke aber beides gerne. Man möge mir
verzeihen!
Wacken:
Ich war nur einmal da. 2009. War eine schöne Erfahrung, aber es zieht mich nichts mehr hin.
Saarland:
Einfach Heimat! Wir haben hier ein gutes Gleichgewicht zwischen leucht heruntergekommene Industrie –
und Bergbaustädten und schönen Naturgebieten 😉 St. Wendeler Kreis und Hochwald natürlich ganz weit
vorne !
BM:
Für mich das vielfältigste Genre im Metal Bereich und eine Art Musik, der wohl immer in mein Schreiben
miteinfließen wird. Auch wenn es nicht der Einstieg in die extreme Musik für mich war, begleitet er mich
schon seit der Jugend und ich werde dem Genre nicht müde.

Ich möchte mich bei dir bedanken und überlasse dir gerne die letzten Worte!

Vielen Dank an euch für dieses Interview! Ich bedanke mich auch bei allen die uns unterstützen, ganz gleich
welche Band / Projekt.

Vielen Dank an dieser Stelle auch an die beiden Labels die es realisiert haben, „Heaven Denies“ in physischen Formaten herauszubringen!

Danke:
Void Wanderer Productions & Kvlt und Kaos Productions

Interview @Mjöllnir/ Seelenfeuer Mai 2023

Photos by Graugeist

Rezension: https://seelenfeuer666.com/2023/05/07/rezension-graugeist-heaven-denies-kvlt-und-kaos-productions-void-wanderer-productions-nahetal-klangschmiede-2023/

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