Der Schüler des Teufels. Ein Interview mit Zwetwezen

Zwetwezen mit freundlicher Genehmigung von Dyonice Zacharioudakis

„Lieber in der Hölle regieren, als im Himmel zu dienen.“ (John Milton)

Es gibt eine Million Erklärungen für das, was die Hölle ist, angeführt von Dante über Shakespeare über Nietzsche bis hin zu Aldous Huxley und selbstverständlich den etablierten Religionen. Natürlich taucht die Vorstellung einer Hölle, real oder imaginär, auch oft im Metal auf, aber nur wenige Künstler haben sie so präzise und einzigartig definiert wie Zwetwezen. Diese außergewöhnliche und höchst produktive Ein-Mann-Band aus Beringen in Belgien ist die geistige Ausgeburt von Dyonice Zacharioudakis und hat sich seit ihren Anfängen zum Ziel gesetzt, den Klang der Hölle zu vertonen.

Gegründet 1999 unter dem Namen Black Creature und 2001 umbenannt in Zwetwezen, hat die Band einen der trostlosesten und bösartigsten Black Metal erschaffen, der jemals dokumentiert wurde. Zacharioudakis vereint Ambient, Industrial, Black Metal und eine Vielzahl anderer Einflüsse und hat eine unglaubliche Anzahl dunkler, zutiefst unheimlicher Aufnahmen veröffentlicht, die ebenso unbehaglich und verstörend wie revolutionär sind. Mit den jüngsten Alben „Mighty Swords of Evil“ (2019) und dem diesjährigen „Wrath of Satan“ setzt Zwetwezen die Innovationen fort, indem die Grenzen des sogenannten Black Metals verschoben und ein Weltbild geliefert wird, das dazu dient unsere Überzeugungen in Frage zu stellen und um auf diese Weise deutlich davor zu warnen, was der kranken menschlichen Spezies bevorsteht.

Neulich traf ich Dyo, kurz nach der Veröffentlichung seines neuesten teuflischen Opus und fragte, was ihn antreibt.

Hailz Dyo, vielen Dank, daß du dich bereit erklärt hast dieses Interview für Seelenfeuer zu geben! Du hast eine sehr beachtliche Fülle an Aufnahmen, die zwanzig Jahre zurückreichen. Was hat dich ursprünglich dazu inspiriert, Zwetwezen zu gründen und was war die Idee hinter der Band?

Dyo: Sehr gerne! Schon seit meiner Kindheit bin ich sehr stark von Musik fasziniert. Durch meinen Vater kam ich zum Metal. Ich wollte immer meine eigene Band gründen und 1998, als ich 15 Jahre alt war, nahm ich endlich meinen ersten Song auf, was natürlich den Beginn von Zwetwezen bedeutete. Die Idee dahinter war, den Klang der Hölle zu erzeugen.

Deine Musik ist absolut einzigartig, was sind deine Haupteinflüsse und wie prägen diese deine Kompositionen?

Dyo: Nun, vielleicht klingt meine Musik so anders, weil ich so viele verschiedene Einflüsse habe (nicht nur Black Metal). Ich bin von sehr vielen Musikgenres inspiriert. Von Metal über Rock bis hin zu klassischer Musik, Punk und New Wave usw. Schon von klein auf, hatte ich immer Musik in meinem Kopf. Manchmal werde ich dadurch nachts wach und muß alles aufschreiben. Mein Verstand ist sehr chaotisch, hehehe. Einige mögen es als Gabe sehen, aber ich sehe es als Fluch, weil es sehr anstrengend ist. Die Kompositionen nehmen einfach in meinem Kopf Gestalt an.

Abgesehen von musikalischen Einflüssen, holst du dir auch Inspirationen aus Filmen und Büchern?

Dyo: Satanismus, Okkultismus, Magie, Mythologie, Heidentum, etc. Viel aus Büchern, aber auch durch Ausübung jener Bräuche. Bei Filmen lasse ich mich von Horrorfilmen inspirieren. Auch der Tod spielt eine große Rolle. Mit 4 Jahren stand ich zum ersten Mal dem Tod gegenüber, als ich meinen Großvater an Krebs sterben sah. Er war auch der erste Verstorbene, den ich sah. Dann ist natürlich auch mein eigenes Leben eine Inspiration für mich. Ich habe in diesem Leben viel durchmachen müssen. Ich nutze beides, mein Leiden als auch meine Stärke, um Musik zu erschaffen.

Laß uns tiefer in die Musik von Zwetwezen und die Ideen dahinter eintauchen. Was hat dich dazu gebracht Höllenmusik zu kreieren? Ist diese Hölle real, fiktiv oder ein Verweis auf die orthodoxe religiöse Idee der Hölle?

Dyo: Es ist die Hölle, die ich während meiner Astralmagie-Rituale erlebe. Man kann dort einen bestimmten Klang hören und auch die Dinge, die ich während dieser Erlebnisse sehe und fühle, versuche ich in meiner Musik festzuhalten.

Wie gehst du beim Songschreiben und Aufnehmen vor? Erschaffst du dafür eine besondere Atmosphäre?

Dyo: Ich habe keine spezielle Vorgehensweise, ich lasse es einfach fließen. Über das Scheiben…ich weiß nicht wie man Musik schreibt. Ich schreibe die Riffs nieder und mache mir Notizen dazu, wie es klingen soll. Dann lade ich alles auf meinen Computer und beginne danach mit dem Mixing. Als letzten Schritt überprüfe ich, ob dem Sound noch etwas hinzugefügt werden soll oder nicht.

Deine Aufnahmen scheinen eindeutig anti-christlich zu sein. Wie denkst du über die Right Hand Path Religionen? Stellen sie für dich eine Form des ‚Bösen‘ dar?

Dyo: Ja, so wie ich das sehe, ist der Gott dieser Religionen bösartig. Ob Tora, Bibel oder Koran, sie alle zeigen einen Gott der massenhaft mordet, vergewaltigt und pädophil ist. Ich meine, seine Anhänger sind bekannt für ihre Grausamkeiten. Sie haben mehr auf der Welt zerstört und getötet, als jede andere Religion. Noch lustiger ist die Ironie, wenn sie behaupten, die Satanisten wären die Bösen! Mir zeigt es, daß sie naive, aber sehr gefährliche Idioten sind, die für ihren Glauben alles tun werden.

Ja, dem stimme ich voll und ganz zu. Inwiefern sind deine Texte von dieser Anschauung beeinflußt? Versetzt du dich in eine bestimmte Stimmung vor dem Schreiben?

Dyo: Meine Texte sind stark davon beeinflußt. Ich schreibe sie einfach so auf, wie sie mir in den Sinn kommen. Oftmals nach schlechten Erfahrungen mit Menschen, aber auch nach Ritualen. Meistens sind die Texte begleitet von Hass und Wut.

Welche anderen Künstler im Black Metal vermitteln, deiner Meinung nach, erfolgreich eine ähnliche Botschaft? Denkst du, daß die Leute auf diese Nachricht achten?

Dyo: Nun, es gibt viele Black Metal Bands, die eine ähnlich Botschaft haben. Um nur einige zu nennen: die frühen Bathory, Darkthrone, Mayhem, Beherit etc. Ich denke, nicht viele Leute achten auf die Nachricht, wahrscheinlich nur einige, aber bei den meisten geht es nur um die Musik.

Wie findest du die Black Metal Szene im Moment, welche Bands stechen für dich heraus?

Dyo: Es gibt einige großartige neuere Bands da draußen, aber heutzutage sind viele nur eine Kopie. Ich meine, wie viele Bands zum Beispiel klingen wie Marduk? Ehrlich gesagt, habe ich aufgehört sie alle zu zählen. Bands, die für mich herausstechen sind Murg, Drowning the Light, Perverse Ceremony, Ars Veneficium und ein paar mehr.

Offensichtlich befindet sich die menschliche Gesellschaft gerade in einer Krise. Wie denkst du, wird sich das in Zukunft auswirken?

Dyo: So wie die Dinge zur Zeit laufen, sieht es nicht gut aus. Ich habe das Gefühl, daß die Menschheit sich selbst zerstört durch ihre Gier, Selbstsucht und Dummheit. Sie denkt sie ist unbesiegbar und klug, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Es ist ein globaler Selbstmord.

Wie geht es weiter mit Zwetwezen? Du hast mit zahlreichen großartigen Veröffentlichungen viel erreicht. Was kommt nach „Mighty Swords of Evil“ und „The Wrath of Satan“? Wird es weitere ähnliche Werke geben?

Dyo: Ja, wenn alles gut geht wird dieses Jahr ein neues Album herauskommen. Mit dem Titel „All Turns to Dust“ . Es ist im gleichen Stil von „Mighty Swords of Evil“ und ich arbeite daran seit 2019. Wie schon die anderen beiden Alben vorher, wird es auch dieses Werk wieder bei Blasphemous Creations of Hell Records geben.

Wie in allen anderen Musikgenres auch, sollte Black Metal Künstler hervorbringen, die kühn und mutig genug sind, ohne Kompromisse Risiken einzugehen und Grenzen zu überschreiten. Zu oft eifern Musiker einfach ihren Vorbildern nach und werden dadurch zu langweiligen Klonen, die sich nur mit der Verehrung ihrer Musikhelden beschäftigen. So wurde Black Metal nicht konzipiert und wir können uns glücklich schätzen, daß Künstler, wie Zwetwezen, sich weigern jemanden zu kopieren, nur um berühmt zu werden. Es ist lohnend und erstrebenswert für begabte Musiker, sich in neue Gewässer zu begeben. In der Hölle ist genügend Platz den man erkunden kann, man muß sich nur trauen. Zwetwezen beschreitet weiterhin den Weg für all jene, die mutig genug sind mit in die Hölle zu reisen.

„Mighty Swords of Evil“ ist erhältlich bei https://bchrecords.storenvy.com/

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