
Im Dezember letzten Jahres erschien für mich relativ unerwartet das Debüt einer mir bis dato unbekannten Band. Bei genauerer Betrachtung erwiesen sich Auro aber als ein neues Projekt von Musikern, welche sich im deutschen BM-Underground bereits einen Namen gemacht haben. Die beiden Hauptakteure Framan (Gitarre, Bass, Gesang, Texte) und Dragg (Hauptgesang, Texte) waren in der jüngsten Vergangenheit bei u. a. Schrat und Drudensang (nur um die zwei bekanntesten zu nennen) aktiv. Komplettiert werden die Beiden durch zwei Sessionmusiker: am Keyboard ist der allseits bekannte Henker (u.a. Blodskut, Ad Mortem, ex-Temple Of Oblivion) zu hören. Die Trommeln rührt ein gewisser, mir leider unbekannter, aber sehr begabter Mann namens Nefastus. Das Album besteht neben einem Intro („Dämmerung: Einlass des Äußersten“) und einem Outro („Unnahbar…“) aus 8 Liedern, welche allesamt durch eine wuchtige Produktion glänzen. Charakteristisch ist das relativ gut verständliche Keifen von Dragg, welches man bereits von 2 Alben und einer EP von Schrat her kennt. Die Gitarren drücken den geneigten Zuhörer in die nächste Ecke. Das Schlagzeug wirbelt ziemlich virtuos durch die Songs, womit sich der Schlagzeuger ein Extralob verdient hat. Das Keyboard ist zum Glück nicht omnipräsent, untermalt die Lieder dafür sehr gekonnt und verstärkt die Atmosphäre noch zusätzlich. Die Formel „Schrat mit Keyboards“ wäre hier aber zu weit hergeholt, da Auro schon ziemlich eigenständig klingen. Die Stücke pendeln zwischen schnell und mittlerem Tempo hin und her. Besonders hervorheben möchte ich hierbei Lied Nr. 4 „Brodelnde Wasser – Rufe und Zeichen“, welches sehr schnell mit virtuosen Blasts beginnt, in der zweiten Hälfte jedoch eher doomig und erhaben seine Fortsetzung findet. „Rammbock – Durchbruch zur Entmenschlichung“ ist gemäß dem Titel eher eine schnelle Abrissbirne, während „Vision – das allsehende Auge“ eine majestätisch-kühle Atmosphäre versprüht. Auch alle anderen Lieder sind sehr hörenswert, wobei vielleicht ein Quäntchen noch mehr Abwechslung gut getan hätte. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Das Booklet dieses Digipacks ist recht spartanisch gehalten und enthält keinerlei Texte. Das was ich aber so heraus höre, handelt offenbar von Dämonen, dunklen Gedanken und der Natur. Nicht jede Zeile hier ist genau zu verstehen. Die Aufnahmen fanden laut Booklet zu verschiedenen Zeitpunkten und in verschiedenen Studios zwischen 2017 und 2020 statt. Was nach Puzzlearbeit klingt, erweist sich aber als ein durchaus stimmiges Gesamtwerk, welches oft wie aus einem Guss tönt. Da die Band keine Bandcamp-Seite hat, kann man dieses bisher nur auf CD erschienen Werk ausschließlich über Obscure Abhorrence beziehen. Die Hoffnung auf ein Vinyl bleibt natürlich bestehen.
Fazit
Ein starker Einstand, dem hoffentlich in naher Zukunft noch mehr folgen wird.
Bewertung 5,5/6 Punkten
@yggdrasil
http://obscure-abhorrence.de/index.php
Hörbeispiel
Titelliste
I. Dämmerung: Einlass des Äußersten
II. Im Nebelland
III. Ouroboros – Schuppengott
IV. Brodelnde Wasser – Rufe und Zeichen
V. Rammbock – Durchbruch zur Entmenschlichung
VI. Vision – Das allsehende Auge
VII. Von Flammentod und Wiederkehr
VIII. Aura
IX. Zwischen den Welten
X. Unnahbar…